SPIELARTEN DER SPIELE
KLASSIFIKATION DER SPIELE
Vorbemerkung: Die „Klassifikation der Spiele“ wurde auf der Basis einer langjährigen spielpädagogischen Praxis entwickelt mit der Zielsetzung, für den universalen Einsatz von Spielen eine bündige und zugleich übersichtliche Klassifikation für Spiele zu erreichen.
In den 1970er Jahren wurde sie zum ersten Mal in den Zeitschriften „Spielzeug-Markt“ und „Buchreport“ als Hilfsmittel für den Handel mit Spielen vorgestellt. Weitere umfangreiche Erfahrungen mit dem Entwurf einer eigenen Systematik für Spiele wurden im Zusammenhang mit der alljährlichen Erstellung der Neuheitenliste für den Kritikerpreis „Spiel des Jahres“ und später beim Aufbau des „Deutschen Spiele-Archivs“ gesammelt.
Diese höchst unterschiedlichen Einsatzbereiche eröffneten die Möglichkeit, die gefundenen Lösungen immer wieder auf den Prüfstand zu stellen und so der Systematik weitere Differenziertheit und Schlüssigkeit, aber auch neue Einsatzmöglichkeiten zu eröffnen.
Der systematische Ansatz, das Gattungssystem für die Spiele, sollte - das war die erste zentrale Vorgabe - mit möglichst wenigen, markanten und somit überschaubaren Obergattungen auskommen. Eine weitergehende Differenzierung sollte über die Untergattungen erfolgen.
Die zweite Vorgabe war, dass bei der Bestimmung und Abgrenzung der Ober- wie der Untergattungen nicht primär spielmechanische Gesichtspunkte („Die Figuren haben unterschiedliche Zugweiten und Schlagstärken“, „Eine Figur wird gesetzt und bewegt sich nicht mehr“ usw.) bestimmend sein sollten, sondern vielmehr die Frage nach dem Kern, dem Movens der jeweiligen Spielidee und zugleich der Bezug auf die spielenden Menschen.
Woraus bezieht also jedes einzelne Spiel seinen eigentlichen Spielreiz: Aus der Herausforderung des Würfelglücks? Der Lust am abstrakt analytischen Denken? Oder der (dem ästhetischen Genuß zugewandten) Beschaulichkeit? Oder eher dem spielerischen Hineinschlüpfen in eine Rolle? Oder gar der unmittelbaren körperlichen Gewandtheit und Geschicklichkeit? Diese Überlegungen waren es, die unmittelbar zu bestimmten systematischen Abgrenzungen führten.
In der Spielpraxis stellt es sich schnell heraus, dass die so gewonnene Systematik sehr gut die unterschiedliche Dynamik der einzelnen Spielarten, vom Denkspiel Schach bis hin zur Würfelschlacht Malefiz wiedergibt. Sie entspricht den unterschiedlichen Temperamenten der Spieler und den damit verbundenen unterschiedlichen Spielvorlieben. An diesem Punkt erweist sich das System als höchst praktikabel sowohl für die Erfassung des Spielmaterials als auch unmittelbar für die Spielpraxis.
Insgesamt stellt die hier vorgestellte Spiele-Klassifikation den jüngsten und zur Zeit wohl gründlichsten Versuch dar, die Welt der Spiele und ihre Vielfalt über ein übersichtliches System von Gattungen transparent und jederzeit für den Einsatz von Spielen, etwa in pädagogischer oder spielpädagogischer Hinsicht, verwendbar zu machen. Sie wurde inzwischen in das Ausbildungsprogramm von Bibliotheksschulen aufgenommen und auch im Nürnberger Spielzeugmuseum als Grundlage der Spiele-Erfassung übernommen.
Im folgenden werden die fünf Obergruppen dieses Klassifizierungsansatzes mit ihren Untergruppen vorgestellt. Zur Verdeutlichung ist jeweils ein signifikantes Spiel als Muster in Klammern angefügt. Die Untergattungen „Glücksspiele“ (1.5) und „Solitärspiele“ (3.5) wurden in eckige Klammern gesetzt, da es sich hier um Grenzbereiche handelt, die zwar noch in den Bereich der Brett- und Tischspiele hereinragen, aber doch ein eigenes Profil besitzen und eigentlich einer eigenen Systematik bedürfen.
Es liegt in der Natur der Sache, dass eine Klassifikation der Spiele immer wieder fortgeschrieben werden muss.
Die Klassifikation im Überblick
1.1 Reine Würfelspiele (Kniffel)
1.2 Start-Ziel-Spiele (Malefiz)
1.3 Such- und Fangspiele (Fang den Hut)
1.4 Taktische Würfelspiele (Can't stop)
[1.5 Glücksspiele]
2.1 Zeichenlegespiele (Domino)
2.2 Buchstabenlegespiele (Scrabble)
2.3 Zahlenlegespiele (Rummikub)
2.4 Taktische Legespiele (Café International)
2.5 Lottospiele (Bilderlotto)
2.6 Figurenlegespiele (Tangram)
2.7 Bilderlegespiele (Puzzlespiele)
3.1 Strategische Denkspiele (Schach)
3.2 Taktisch-topologische Denkspiele (Halma)
3.3 Kombinations- und Dekodierungsspiele (Mastermind)
3.4 Gedächtnisspiele (Memory)
[3.5 Solitärspiele]
4.1 Gesellschaftsspiele (Spiel des Lebens)
4.2 Wirtschaftsspiele (Monopoly)
4.3 Kriminal- und Agentenspiele (Scotland Yard)
4.4 Abenteuerspiele (Alaska)
4.5 Kriegs- und Konfliktsimulationsspiele (Risiko, Fulda Gap)
4.6 Fantasy- und SF-Rollenspiele (Das Schwarze Auge)
4.7 Sport- und Rennspiele (Jockey)
4.8 Verkehrspiele (Stop & Go)
4.9 Reisespiele (Deutschlandreise)
5. Quiz- und Konversationsspiele
5.1 Rate- und Quizspiele (Trivial Pursuit)
5.2 Psycho- und Konversationsspiele (Therapy)
6. Geschicklichkeits- und Aktionsspiele
6.1 Geschicklichkeitsspiele (Mikado)
6.2 Aktionsspiele (Avalanche)
6.3 Reaktionsspiele (Spitz paß auf)
6.4 Sportspiele (Tipp-Kick)
7.1 Varia
[7.2 Spielmagazine]