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REZENSIONEN

Max Kobbert: Kulturgut Spiel

 

  Beinahe jeder kennt den Spieleklassiker „Das ver-rückte Labyrinth“, aber nur wenige wissen, dass sein Autor Dr. Max Kobber vor seiner Emeritierung Professor für Kunst- und Wahrnehmungspsychologie  an der Kunstakademie Münster und seit 1982 Dozent an der Fachhochschule Münster im Fachgebiet Design war.

Der Psychologieprofessor Dr. Max Kobbert vereinigt in seiner Tätigkeit in vorbildlicher Weise Theorie und Paxis. In seinem Buch "Kulturgut Spiel" verortet er seine Gedanken zum Spiel immer wieder an der bildenden Kunst. Spiele, wie er sie versteht, haben immer auch enge Bezüge zu anderen Künsten, neben dem Theater in besonderer Wweie auch zur Musik und Literatur.

Spiele im Sinne vonm Brettspielen, sind für ihn doch eher Partituren, die erst klingen, wenn sie gespielt werden. Ihr äußerer, grafisch-künstlerischer Wert bewegt sich im Gegensatz zur Intensität des ausgelösten Spielerlebnisses heute oft genug auf niederem künstlerischen Niveau, von Ausnahmen einmal abgesehn.

Sein Buch "Kulturgut Spiel" zeugt davon, dass der Psychologie-Professor zugleich Spiel-Historiker, begeisterter Sammler und Spiele-Autor ist, der sich intensiv mit der  Geschichte des Spiels auseinandersetzt. Über dieses vielfältige Engagement schlägt er eine eindeutige Lanze für das Spiel als zentrales Kulturgut der Menschheit. 

Spielerisches Fitnesstraining und Gelegenheit zum Erwerb sozialer Kompetenzen: für ihn macht genau das die Spiele zu einem wertvollen Kulturgut.

Reizvolle Abbildungen von Spielen und Spielzubehör aus seiner Sammlung schlagen eine Brücke über mehr als 2 000 Jahre Spielkultur.

BT

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Max Kobbert: Kulturgut Spiel. Mit einem Vorwort von Bernward Thole.

Münster : Daedalus, 2010.

Preis: 19.80 €

 

 

Erwin Glonnegger:  Das Buch der Spiele

 

Vor genau zehn Jahren schickte ich an dieser Stelle einen abgrundtiefen Seufzer gen Himmel: „Wie kann - bei allen Göttinnen und Göttern des Spiels - ein Verlag, der sich ständig zugute hält, Marktleader am deutschen Markt der Brett- und Tischspiele zu sein, einen solchen Beleg seiner Kompetenz in Sachen Spiel, ein solches Standardwerk aus dem Sortiment nehmen?!“

  Die Anrufung besagter Göttinnen und Göttern scheint gewirkt zu haben. Nach einem Jahrzehnt Exil im Land der „Drei Magier“ ist jetzt Erwin Glonneggers verdienstvolles Standardwerk „Das Spiele-Buch. Brett- und Legespiele aus aller Welt. Herkunft, Regeln und Geschichte“ wieder heim ins oberschwäbische Ravensburg zurückgekehrt.

  Kathi Kappler und Johann Rüttinger ist der Abschied von ihrem Lieblingsstiefkind sehr schwer gefallen. Aber ihr Drei MagierVerlag ist inzwischen nach Berlin abgewandert und so hat Ravensburger die Chance genutzt und dieses wunderschöne Buch wieder zurückgeholt.

  Die beiden Stiefeltern haben ihm für den Rückweg nach Ravensburg liebevoll an vielen Stellen das grafische Gewand geflickt und hier und da auch verschönert. Und der Hamburger Spielexperte Claus Voigt ist Erwin Glonnegger bei der Aktualisierung des Buches zur Seite gestanden.

  Spiele-Experten, echte wie selbsternannte, werden sich jetzt über die gerade ausgelieferte Neuauflage hermachen und Seite für Seite mit der 1. und 2. Auflage abgleichen. Freunde des Buches, und deren gibt es unendlich viele, notieren dabei ihre „Funde“ und schicken sie an den Autor. Warum? Sie sind sich sicher, dass dieses Standardwerk noch viele Auflagen erleben wird und dabei mit ihrer Zuarbeit immer noch besser und abgerundeter wird.

  Meinem Urteil vor zehn Jahren habe ich nichts hinzuzufügen: „Dieses Buch gehört in der Tat in die Bibliothek eines jeden kulturell interessierten Menschen. Eine Augenweide für jeden, der schön gestaltete Bücher liebt.“ Liebhaber der Brett- und Legespiele finden natürlich über die Augenweide hinaus auch immer wieder Impulse, klassische und neoklassische Spiele für sich neu zu entdecken.

BT

 

 

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Erwin Glonnegger: DAS SPIELE-BUCH. Brett- und Legespiele aus aller Welt. Herkunft, Regeln und Geschichte

Verlag: Ravensburger Buchverlag, 2009. ISBN:978-3-473-55654-0

 

 

Alfons X. (El Sabio) : Das Buch der Spiele

  Spiele im Sinne der Brett- und Kartenspiele  gehören unbestritten zu den ältesten Kulturgütern der Menschheit, und zwar  rund um den Globus. Kulturhistorische Forschungen der letzten 150 Jahre belegen das. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, wie wenig diese Erkenntnis in das allgemeine Bewusstsein eingegangen ist.

  Über wissenschaftliche Publikationen hinaus gibt es nur wenig lesbare Literatur, die geeignet ist, den Homo Ludens anzusprechen und Interesse für den historischen Hintergrund seines Hobbys zu wecken.  Große Verdienste haben sich da Ulrich Schädler und Ricardo Calvo erworben, indem sie eines der bedeutendsten Werke der Spielgeschichte übersetzt und kommentiert haben: „Das Buch der Spiele“ des spanischen Königs Alfons X., genannt „El Sabio“ (der Weise).

  Als König war Alfons X. eine gescheiterte Existenz. Er, der   von der Krone des Heiligen römischen Reiches träumte, wurde zuletzt von seinem eigenen Sohn als spanischer König abgesetzt.  Bedeutender war er als Förderer der Wissenschaften und Künste. Die von ihm gegründete Übersetzerschule in Toledo etwa schlug eine Brücke zu den arabisch–jüdischen Wissenschaften.

  Das „Libro de los Juegos“ profitierte davon. Es fasst alles zusammen, was im 13. Jahrhundert in sämtlichen Kulturkreises Europas, Nordafrikas, des Nahen Ostens bis zum fernen Asien zum Thema Spiel zu finden war. Wer sich für Schach-, Würfelspiel- und Backgammon-Varianten interessiert, findet hier interessante Spielvarianten. El Sabio war eben nicht nur  distanzierter Theoretiker, sondern auch engagierter Spieler.

BT

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Alfons X. „Der Weise“: Das Buch der Spiele. Übersetzt von Ulrich Schädler und Ricardo Calvo.

Berlin : LIT Verlag, 2009 (Reihe Ludographie Spiel und Spiele, Bd. 1)

Preis: 39.80 €

 

  

Ulrich Schädler (Hrsg.):  Spiele der Menschheit

 

Es soll ja Zeitgenossen geben, die schon jetzt Geschenke für Weihnachten besorgen, um späteren Paniksituationen vorzubeugen. Das habe ich auch mal versucht, mit dem Resultat, dass ich in einen Stress ganz anderer Art geriet. Da ich die Geschenke ja nicht monatelang so herumliegen lassen konnte, habe ich sie irgendwo gut, sehr gut eingebuddelt und konnte sie trotz heftigster Suche zum Fest nicht wiederfinden.

Was das bevorstehende Osterfest betrifft, verschenken wir heutzutagenicht nur Ostereier und Frühlingsblumen, sondern auch mal den allerliebsten Anve3rwandten ein größeres Geschenk. Wie wäre es da mit einem Buch? Mit einem ganz besonderen Buch zur Spielgeschichte für jemanden, der gerne spielt?

Da bietet sich Ulrich Schädlers „Spiele der Menschheit“ in besonderer Weise an. Ursprünglich 2008 zum 20-jährigen Jubiläum des Schweizerischen Spielmuseums erschienen, war es zunächst nur den Mitgliedern der Wissenschaftlichen Buchgemeinschaft vorbehalten. Jetzt ist das Buch auch Nichtmitgliedern über den angeschlossenen Darmstädter Primus-Verlag zugänglich.

Der Untertitel „5000 Jahre Kulturgeschichte der Gesellschaftsspiele“ umreißt sehr gut das auf 224 Seiten ausgebreitete Programm. Herausgeber Ulrich Schädler, seines Zeichens Direktor des Museums in La Tour-de-Peilz, eröffnet den Reigen der 19 Aufsätze mit einem knappen, aber gehaltvollen Beitrag zur Geschichte des Würfels.

Seine Mitarbeiterin Laetitia Aeberle, Soziologin und Museumspädagogin am Schweizerischen Spielmuseum beschließt ihn mit einer Reflexion über die Rolle der Frau in der Spielentwicklung der letzten hundert Jahre, der ein bisschen arg kursorisch geraten ist.

Zwischen diesen beiden Beiträgen entfaltet sich – um im Bild zu bleiben – ein wunderbarer Tanzboden, der jeden geschichtsinteressierten Spielefreak in Erstaunen und in Begeisterung versetzen kann. Was unsere Vorfahren doch schon lange, lange vor uns an aufregenden Spielideen entwickelt haben, die uns teilweise heute noch großen Spaß machen!

Auf der Internetseite des Schweizerischen Spielmuseums unter www.museedujeu.com kann man sich weitere Informationen zu „Spiele der Menschheit einholen. Dort findet er nicht nur eine Übersicht über alle angeschnittenen Themen, sondern auch die Kurzbiografien der einzelnen Beiträger, die in der Buchausgabe des Primus-Verlages selbst leider nicht aufgeführt sind.

BT

 

 

 

Ulrich Schädler (Hrsg.): Spiele der Menschheit

5000 Jahre Kulturgeschichte der Gesellschaftsspiele

Verlag: Primus-Verlag, Darmstadt 2007

Preis: ca. 29,90€